In diesem Artikel lernen wir zwei Finanzindikatoren kennen, die in die Kategorie der Kapitalstrukturkennzahlen fallen und es uns ermöglichen, die Höhe der Verschuldung zu analysieren. Wir werden uns auch mit einer Finanzkennzahl beschäftigen, die zur Beurteilung der wirtschaftlichen Rentabilität eines Unternehmens herangezogen wird: die Kapitalrendite.
1. Finanzanalyse – die Schuldenstruktur.
Definition des Verschuldungsniveaus
Der Verschuldungsgrad analysiert die Art und Weise, wie sich ein Unternehmen finanziert. Dem Unternehmen stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
- eine unternehmensinterne Finanzierung durch Eigenkapital;
- eine externe Finanzierung in Form von Fremdkapital, zum Beispiel ein Bankkredit oder Anleihekapital, das nicht nur die Tilgung der Schulden, sondern auch die Zahlung der Zinsen nach sich zieht.
Die Verschuldungsgrad ist eine Kennzahl, die die Höhe der Verschuldung eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Eigenkapital angibt. Tatsächlich ist Finanzierung für das Wachstum von Unternehmen notwendig.
Bei der Beurteilung des optimalen Verschuldungsgrades sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen: Hierzu gehören insbesondere das Konkursrisiko, das aus einer hohen Verschuldung resultieren könnte, die Höhe und voraussichtliche Entwicklung der Zinssätze, die Lebenszyklusphase, in der das Unternehmen sich befindet (Gründung, Wachstum, Reife, Niedergang), aber auch seine Eigenfinanzierungsfähigkeit, also seine Fähigkeit, selbst Liquidität zu generieren, der gewünschten Grad an Autonomie der Unternehmensführung und vieles mehr.
Wie kann die Verschuldung berechnet werden?
Wir werden zwei Methoden kennenlernen, die Verschuldung zu messen, die letztlich dasselbe zeigen.
Erstens den Verschuldungsgrad, d. h. den Anteil, den das Fremdkapital an der Bilanzsumme ausmacht, dessen Formel wie folgt lautet:
Verschuldungsgrad = Fremdkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme
Zweitens ergibt das Finanzierungsverhältnis, d. h. das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital, die folgende Formel:
Finanzierungsverhältnis = Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital
Zur Erinnerung: Das Gesamtkapital, d. h. Fremdkapital + Eigenkapital, entspricht der Bilanzsumme.
Beispiel für eine Analyse der Verschuldungsstruktur
Betrachten wir nun ein Beispiel dafür, was wir unter der Kapitalstruktur eines Unternehmens verstehen, und wie sie sich zusammensetzen kann. Wir sehen Auszüge aus den Bilanzen zweier Unternehmen.
- Unternehmen 1 weist ein Aktienkapital von 500.000 Franken auf. Bestimmte einbehaltene Gewinne, d. h. Reserven, in Höhe von 300.000 Franken sind ebenfalls Teil des Eigenkapitals. Wenn wir also diese beiden Posten addieren, erhalten wir ein Eigenkapital in Höhe von 800.000 Franken. Das Unternehmen hat auch einen Bankkredit von 200.000 Franken erhalten, der seine einzige Fremdfinanzierung darstellt. Die Bilanzsumme beläuft sich also auf 1.000.000 Franken.
- Vergleichen wir dies nun mit dem zweiten Unternehmen, das ebenfalls eine Bilanzsumme von 1.000.000 Franken, aber eine etwas andere Struktur aufweist. Das Aktienkapital und die Reserven belaufen sich auf 400.000 Franken. Der Anteil der Fremdfinanzierung ist jedoch im Verhältnis zur Eigenfinanzierung viel höher. Sie besteht aus einem Bankkredit von 500.000 Franken und einer weiteren Schuld von 100.000 Franken. Wenn wir sie also addieren, beläuft sich das Fremdkapital von Unternehmen 2 auf 600.000 Franken.
Der springende Punkt dieses kleinen Beispiels besteht also darin zu zeigen, dass ein Unternehmen bei gleichem Gesamtkapital ein anderes Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital aufweisen kann.
Das Verhältnis der Finanzierungsquote
Lassen Sie uns nun unsere Finanzierungsquote analysieren.
- Für Unternehmen 1 entsprechen die Bankschulden von 200.000 Franken einem Viertel des Eigenkapitals. 200.000 Franken geteilt durch 800.000 Franken ergibt ein Verhältnis von 0,25, multipliziert mit 100 also ein Verhältnis von 25 %.
- Unternehmen 2 dagegen hat mit einer Verschuldung von 600.000 Franken und einem Eigenkapital von 400.000 Franken einen viel höheren Anteil an Fremdfinanzierung. Wenn wir dieselbe Berechnung anstellen, sehen wir eine Finanzierungsquote von 1,5 oder 150 %. Was bedeutet das?
Warum sollte ein Unternehmen einen höheren Anteil an interner Finanzierung wünschen? Normalerweise wird Eigenkapital mit dem Begriff der Sicherheit assoziiert: Es ist eine bessere Finanzierungsquelle für Unternehmen, um das Insolvenzrisiko zu mindern. Ein hoher Fremdkapitalanteil eignet sich in der Regel nicht für fragile Unternehmen, etwa Startups. Das liegt daran, dass sie Schulden tilgen und Zinsen zahlen müssen, während Eigenkapital im Falle ungünstigen Geschäftsverlaufs ein höheres Mass an Flexibilität bietet.
So finden wir a priori mehr Eigenkapital in Unternehmen mit höheren Risiken oder in jungen Unternehmen, zum Beispiel in Start-ups, aber auch dann, wenn das Unternehmen nicht von Dritten abhängig sein will, da es eine gewisse Flexibilität braucht. Je höher die Verschuldung, desto abhängiger ist das Unternehmen von seinen Kapitalgebern. Es kann jedoch auch sein, dass ein Unternehmen einen hohen Verschuldungsgrad in seiner Struktur anstrebt. Dies kann manchmal seine Rentabilität verbessern. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Zinssätze in Zeiten einer expansiven Geldpolitik der Zentralbanken niedrig oder sogar negativ sind.
Natürlich sind Fremdmittel eine gute Finanzierungsquelle, wenn das Unternehmen eine gute Rentabilität mit positivem Cashflow aufweist, sodass es problemlos Zinsen zahlen und seine Schulden begleichen kann.
Der Verschuldungsgrad
Sehen wir uns nun die Berechnung des Verschuldungsgrades an, bei der das Fremdkapital in Beziehung zum Gesamtkapital, nicht zum Eigenkapital gesetzt wird.
Nehmen wir das folgende Beispiel:
- Zwei Unternehmen der gleichen Branche legen einen Auszug aus ihrer Bilanz vor.
- Unternehmen 3 hat ein Fremdkapital von 200.000 Franken und ein Eigenkapital von 600.000 Franken. Zusammengenommen ergibt dies ein Gesamtkapital von 800.000 Franken. Daher ergeben 200.000 Franken an Fremdkapital geteilt durch das Gesamtkapital von 800.000 Franken einen Anteil von 25 %.
- Vergleichen wir dies mit Unternehmen 4, das ebenfalls über Eigen- und Fremdkapital von insgesamt 800.000 Franken verfügt, aber wesentlich höhere Schulden hat, nämlich 500.000 Franken. Wenn wir 500.000 durch 800.000 teilen, erhalten wir 62,5 %.
Was bedeutet das? Wie ist dieses Verschuldungsniveau zu bewerten?
Hüten wir uns vor Pauschalaussagen in Bezug auf Schulden. Ein Verschuldungsgrad von 50 % aufwärts gilt im Allgemeinen als hoch. Dies aber hängt von mehreren Parametern ab, wie wir am Anfang des Videos gesehen haben. Liegt das Verhältnis unter dem niedrigen Wert von 20 bis 25 %, so entspricht dies einem akzeptablen Schuldenstand mit geringem Risiko. Die Leistung des Unternehmens und der Branche, in dem es tätig ist, sollte berücksichtigt werden, bevor man Schlussfolgerungen aus diesen Ergebnissen zieht. Es kommt auch darauf an, in welcher Phase sich das Unternehmen befindet, und was es zu erreichen versucht.
Eine hohe Verschuldung hat einige Vorteile. In Zeiten niedriger Zinssätze wird es sicherlich vorteilhafter sein, auf Fremdfinanzierungen zurückzugreifen, als die Erwartungen der Aktionäre zu erfüllen, die oft hohe Renditen anstreben. Diese Möglichkeit, die Eigenkapitalrendite durch den Einsatz von Fremdkapital zu erhöhen, wird als Hebelwirkung bezeichnet, wie wir in einem anderen Video sehen werden.
Die Beschaffung von Eigenkapital oder Fremdkapital kann das Wachstum des Unternehmens beschleunigen. Die Aufnahme von Schulden ermöglicht eine bessere Rendite auf das von den Aktionären investierte Eigenkapital. In der Tat wird das Unternehmen bei gleicher Investitionssumme bessere Ergebnisse erzielen, indem es einen höheren Cashflow generiert. Es wird daher in der Lage sein, höhere Dividenden an die Aktionäre auszuschütten.
Eine hohe Verschuldung ist durchaus akzeptabel, wenn sich das Unternehmen in einer Phase hoher Gewinne und eines hohen Cashflows befindet, der die Schuldentilgung und Zinszahlungen erleichtert. Weist das Unternehmen dagegen eine geringe Verschuldung auf, so ist es weniger wahrscheinlich, dass es unter deren Gewicht zusammenbricht.
Hat das Unternehmen andererseits einen niedrigen Verschuldungsgrad, so dürften die Kreditgeber wenig Einfluss auf das Unternehmen haben, was diesem eine grössere Unabhängigkeit verschafft.
Im Wesentlichen hängt, wie Sie sicher verstanden haben, die optimale Höhe der Verschuldung stark von makroökonomischen und firmeninternen Rahmenbedingungen ab.
2. Finanzanalyse – die Kapitalrendite
Wir werden nun eine Finanzkennzahl betrachten, die zur Bewertung der wirtschaftlichen Rentabilität des Unternehmens dient. Sie wird als Return on Investment oder ROI bezeichnet, aber auch als Kapitalrendite oder Return on Capital Employed (ROCE).
Denken Sie daran, dass Geschäftsaktivitäten auf Gewinn abzielen, der sich aus der Differenz zwischen Gesamteinnahmen und Gesamtkosten ergibt. Um aber Gewinn zu erwirtschaften, müssen Unternehmen in die für die Entwicklung ihrer Tätigkeit notwendigen Aktiven investieren, etwa Rohstoffe oder Waren zum Weiterverkauf, Anlagevermögen wie Fahrzeuge, Produktionsmaschinen und Immobilien wie Lagerräume oder Ladengeschäfte im Falle von Einzelhändlern.
Analyse und Berechnung der finanziellen Rentabilität
Der ROI ist ein Mass für den Ertrag im Verhältnis zu den in das Unternehmen investierten Beträgen, d. h. im Verhältnis zum Gesamtkapital.
Hier ist die Formel: ROI = EBIT / Durchschnittliches Gesamtkapital
Der ROI gibt einen Hinweis darauf, wie effizient ein Unternehmen sein investiertes Kapital in Gewinn umwandelt. Er kann auch als Benchmark mit einer Zielrendite verwendet werden, die zur Beurteilung der Rentabilität von Entwicklungsprojekten innerhalb eines Unternehmens von Nutzen ist. Er kann zum Beispiel ein Indikator sein, der als Entscheidungshilfe dient, wenn es darum geht, ob ein neues Angebot auf den Markt gebracht werden oder ein neuer geografischer Markt erschlossen werden soll oder nicht.
Darüber hinaus ist der ROI auch sehr nützlich, um die finanzielle Leistung eines Unternehmens mit der seiner Mitbewerber oder der gesamten Branche zu vergleichen (das Benchmark-Prinzip).
Schliesslich gibt der ROI einen Hinweis auf die Entwicklung der Leistung innerhalb des Unternehmens von einem Jahr zum nächsten.
Wie wird dieses Verhältnis berechnet? Es handelt sich um ein in Prozent ausgedrücktes Verhältnis. Es wird auf verschiedene Weise berechnet, aber folgende Berechnungsmethode ist üblich: Sie nehmen den operativen Gewinn des Unternehmens oder manchmal den Nettogewinn und teilen ihn durch das in das Unternehmen investierte Kapital, definiert als Gesamtkapital des Unternehmens.
Beispiel für die Analyse der Rentabilitätskennzahl
Nehmen wir ein Beispiel.
- Das Unternehmen X hat ein Fremdkapital von 500.000 Franken und ein Eigenkapital, das sich aus Aktienkapital in Höhe von 1 Million Franken und Reserven von 250.000 Franken zusammensetzt. Dies ergibt ein Eigenkapital von 1.250.000 Franken und ein Gesamtkapital von 1.750.000 Franken. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist einen Gewinn von 400.000 Franken aus.
- Das Unternehmen Y hingegen verfügt über ein Eigenkapital von 4,5 Millionen Franken und ein Fremdkapital von 700.000 Franken bei einem Gewinn von 1 Million Franken.
Für Unternehmen X nehmen wir den Gewinn und dividieren ihn durch das Gesamtkapital, 400.000 geteilt durch 1.750.000 oder 22,9 %.
Dasselbe tun wir bezüglich des Unternehmens Y, bei dem der Gewinn 1 Million geteilt durch das Gesamtkapital von 5.200.000 Franken beträgt, was ein Verhältnis von 19,2 % ergibt.
Wie analysiert man diese Kennzahlen? Wir können feststellen, dass beide Unternehmen ein Rentabilitätsniveau von rund 20 % aufweisen. Dennoch hat das Unternehmen Y einen deutlich höheren Gewinn als das Unternehmen X. Der Grund dafür ist, dass der ROI ein relatives De-facto-Mass ist, das nicht auf dem absoluten Wert, in diesem Fall der Höhe des Gewinns, basiert.
Y hat zwar einen höheren Gewinn, aber auch ein höheres Kapital. Aus diesem Grund ist die Rentabilität dieser Unternehmen hier trotz eines beträchtlichen Gewinnunterschieds in etwa gleich.